Donaupark wird zum Insektenparadies
Aktuell werden im Donaupark Kelheim die Grünflächen gepflegt. Mancher wundert sich, warum Teilbereiche nicht gemäht werden und Gräser und Kräuter stehen bleiben. Dieses sogenannte abschnittsweise Mähen wird ganz bewusst durchgeführt. „Wir arbeiten hier bewusst mit dem Landschaftspflegeverband VöF, der Unteren Naturschutzbehörde und der Stadt Kelheim zusammen, um unseren Beitrag zum Artenschutz zu leisten. Natürlich ist der Anblick erst etwas gewöhnungsbedürftig“, sagt Johann Auer, Geschäftsführer der Donaupark Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft.
Die Flächen im Donaupark wurden bislang mehrmals im Jahr gemulcht, das heißt, das Gras wurde beim Mähen kleingehäckselt und verblieb auf der Fläche. Zu Gunsten der Insekten wird die Pflege nun umgestellt. So soll mitten im Gewerbe-, Misch- und Wohngebiet zudem ein kleines Insektenparadies entstehen. „Die Pflegemaßnahme zeigt wieder einmal, dass nicht nur die öffentliche Hand, sondern auch mehr und mehr private Institutionen bewusst ihren Beitrag gegen das Artensterben leisten wollen“, so Klaus Amann, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverband Kelheim VöF.
Mulchmahd sieht zwar gepflegt aus, ist aber nicht insektenfreundlich. Der Grasschnitt bleibt bei der Mulchmahd auf der Fläche liegen und erstickt die meisten Wildkräuter. Zudem bringt der Mulch beim Verrotten Nährstoffe in die Fläche. Dies wiederum fördert sehr wenige aber schnellwüchsige, nährstoffliebende Arten, die dann langsam wachsende Wildkräuter verdrängen. Mehr Nährstoffe bedeuten schnelleren Wuchs, das Gras wird dicht und hoch, wodurch konkurrenzschwächere Arten das Nachsehen haben. Ein Kreislauf bei dem die Artenvielfalt auf der Strecke bleibt.
In Zukunft wird auf den Flächen der Donaupark-Entwicklungsgesellschaft bedarfsgerecht, langsam und mit insektenschonenden Methoden gemäht. „Die beispielhafte Maßnahme ist damit ganz im Sinne unserer Initiative „Der Landkreis Kelheim blüht auf: Hier wächst Wildnis“ und kann gerne nachgeahmt werden“, so Landrat und VöF-Vorsitzender Martin Neumeyer. Das Mahdgut wird einige Tage liegengelassen, um Insekten die Chance zur Flucht zu ermöglichen. Danach wird Grüngut abgeräumt, so dass die Wiese langsam nährstoffärmer wird.
Es klingt paradox, doch heimische Wildkräuter haben einen niedrigen Nährstoffbedarf, denn sie sind auf historische Bewirtschaftungsweisen angepasst. In früherer Zeit wurden Wiesen meist nur zweimal im Jahr gemäht, noch vor 150 Jahren war das Handarbeit. Danach wurde mit dem Rechen abgeräumt. Häufig hat man das Mahdgut noch auf speziellen Holzgestellen trocknen lassen. Viele Samen konnten abfallen, Insekten wurden dabei kaum in Mitleidenschaft gezogen. Zwar kann man die alten Bewirtschaftungsweisen nicht mehr reaktivieren, dennoch gibt es auch heute technische Möglichkeiten, Artenvielfalt auf den Flächen zu fördern. Im Boden befinden sich Wildkräutersamen heimischer Pflanzen, die nur darauf warten, genügend Licht und Raum zum Keimen zu bekommen. Die Samen dieser Pflanzen können teilweise Jahrzehnte, in Ausnahmefällen sogar Jahrhunderte, im Boden überdauern. Im Lauf der Jahre wird sich durch diese Samenbank und die geänderte Pflege auf der Fläche sicher eine ansehnliche Artenvielfalt entwickeln.
Im Donaupark wird abschnittsweise gemäht. Wildbiene auf einer Flockenblume.
Fotos: Michaela Powolny (VöF)
Solche Erklärtafeln werden demnächst noch auf dem Gelände installiert und „erklären“ was Blühinseln bewirken.
Hierzu ein Artikel aus der Hallertauer Zeitung vom 19.07.2022